Jeder Erzähler, jede Erzählerin hat ihre höchst eigenen Vorlieben. Mancher erzählt am liebsten Märchen, manche erzählen Geschichten jeder Art nur aus bestimmten Ländern. Das wichtigste Auswahlkriterium bleibt immer: mag ich die Geschichte.
Im Allgemeinen mag ich Sagen am liebsten. Für mich erzählen sie immer ein Stück der Geschichte des Ortes oder der Region.
So liegt ein großer Unterschied zwischen Märchen und Sagen in der Unbestimmbarkeit versus Festlegung von Ort und Zeit.
Das Märchen beginnt: "in einem kleinem Ort, da war einmal ein junges Mädchen...."
Die Sage beginnt: "In Regensburgs war´s, meine Großmutter hat´s noch selber erlebt, da war die Agnes und die...."
Und wenn ich dann die Sage erzählen möchte, überlege ich mir so einiges.
Spielt die Geschichte tatsächlich in einem nachvollziehbaren zeitlichen Rahmen? Wenn ja, wie sah die Stadt aus, das Land, die Häuser? Welche Tracht trugen die Menschen?
All das, was ich eben erwähnte, muss ich nicht wissen, um die Geschichte erzählen zu können. Aber es wird einfacher, die Verstellung im Kopf kommt sicherer und ich fühle mich bereichert, wenn ich mir Bilder anschaue von Dingen, die so ganz anders waren, als sie es heute sind. Lerne, in welchen kulturellen Kontext die Menschen standen. Wie anders sie dachten und dann auch handelten, als wir es tun würden. Dann wird für mich aus der Sage Geschichte und ich fühle mich bereichert.